Wer immer den Nissan Pathfinder zur potenziellen Brandbombe umbaute, er parkte den Geländewagen mit Bedacht im Herzen New Yorks. Hotels und Restaurants geschlossen, Broadway-Theater evakuiert, ganze Straßenzüge gesperrt: nach der Entdeckung des Qualms im Wageninneren durch einen T-Shirtverkäufer, war das Theaterviertel der touristischen Metropole stundenlang gelähmt. Und die Angst vor dem Terror wird wieder mit der Stadt New York verbunden. Die wirtschaftlichen Folgeschäden werden erst in den nächsten Monaten sichtbar werden.
Wie stark einige Gasflaschen und Benzinkanister ausreichen, um das Geschäft mit den Kulturtouristen, Städtereisenden und Shopping-Urlaubern zu beinträchtigen ist noch nicht absehbar. Gleiches gilt für Familienreisen. Wie schrieb das Magazin Stern in der Online-Ausgabe, nur Stunden vor dem versuchten Anschlag über Manhattan als Traumziel für Kinder: “Wo andere Städtereisen mit Kunst und Kultur langweilen, wartet New York mit außergewöhnlichem Alltagsprogramm und versetzt dabei nicht nur die Kleinen in Verzückung: U-Bahnfahren zum Beispiel wird in New York zum Abenteuer.”
Auf das Abenteuer New York werden wohl einige Eltern vorläufig verzichten.
Der Schaden für die Destination kann beträchtlich werden, immerhin 45 Millionen Gäste kamen 2009 in die Stadt und für 8,6 Millionen ausländische Touristen war New York City eine Reise wert. Auch für deutsche USA-Besucher ist New York das Hauptziel für USA-Reisen.
Ob es sich allerdings bei dem am Times Square vor sich hinqualmendem Amateursprengsatz tatsächlich um einen Anschlag von Al-Quaida oder pakistanischer Taliban-Gruppen handelt darf bezweifelt werden. Zwar übernahm die verbotene Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) in einem YouTube-Video angeblich die Verantwortung für den gescheiterten Anschlag, aber warum sollte eine gutorganisierte militante Gruppe, deren Selbstmordattentäter mit hochprofessionellen Autobomben Polizeireviere und Geheimdienststationen in Lahore und anderen pakistanischen Städten in Schutt und Asche legen, in der Finanz- und Kulturmetropole der USA so glücklich versagen?
Mindestens so wahrscheinlich ist das Scheitern einheimischer Amateur-Terroristen am Times Square. So wurden erst Ende März neun Mitglieder der rechtsextremen Politsekte „Hutaree“ in den US-Bundesstaaten Michigan, Ohio und Indiana verhaftet. Vorwurf des FBI gegen die Christenmilizionäre mit Endzeitphantasien: Geplante Ermordung eines Polizeibeamten und Auslösen einer Autobombenexplosion bei der Beerdigung, um möglichst viele Trauergäste zu töten.
Gleich ob Islamist oder christlicher Milizionär, wer den Anschlag plante, zielte öffentlichkeitswirksam auf Kultur und Medien des liberalen Ostküsten-Amerika. Rund um den Times Square haben nicht nur die Musicals und Theater ihren Ort, auch Medienunternehmen wie die New York Times, die MTV –Studios und Sony haben hier ihre Adresse. Natürlich zieht der weltbekannte Platz, wie alle Orte von hoher symbolischer Bedeutung, nicht nur Touristen an. Möglich, das die 7th Avenue gesperrt wird und die Stadtverwaltung den Times Square endgültig in eine Fußgängerzone verwandelt, um weitere Autobombenanschläge auszuschließen. Aber im Vergleich zu den 70er Jahren, als der Times Square einer der gefährlichsten und gewalttätigsten Orte New Yorks war, ist der disneyfizierte Platz heute relativ sicher für Touristen.
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